Interreferenţialităţi cultural-literare româno-germane

Geteilte, gemeinsame Welt: Nebeneinander und Miteinander in Rumänien

Um auf uns einwirken zu können, muss jedes Territorium einen parcours aufweisen (und nicht blind einem Schicksal folgen), was bedeutet, dass es sich permanent neu in der Zeit verortet und dabei seine Möglichkeiten entdeckt. 100 Jahre nach der „Großen Vereinigung“ von 1918 ist man vielleicht geneigt zu glauben, dass Rumänien von Beginn an einen überzeugenden, von einer Mehrheit konsequent verfolgten, konsensualen, parcours durchlaufen hat, wovon letztendlich die Bewahrung seiner Staatlichkeit zeugt. Als „repräsentiertes, geerdetes Denken“ („pensée interrestrée“, Philippe Pinchemel, 1988) stellt sich aber Rumänien historisch und kulturell eher wie ein kunstvolles und kostbares Palimpsest dar, ein Kompositum von Projekten, welche in der Vielfalt seiner Kulturen und Traditionen sichtbar sind und unterschiedlichen Identitätsbedürfnissen und Konstruktionsformen von Raum und Zeit in der Gesellschaft entsprechen. Als Heimat für mehrere Ethnien, Konfessionen und Ideen, von Vertriebenen, Geflüchteten, von im Exil und in der Diaspora lebenden Rumänen, als „external homeland“ für Bevölkerungsgruppen und Minderheiten außerhalb der Grenzen und als Wahlheimat für Einwanderer findet Rumänien auf der Gefühlskarte jedes Einzelnen eine neue Verortung. Bei der engen Nachbarschaft und Verflechtung dieser Bilder lässt sich ohne die Kenntnis der jeweils anderen Perspektive die eigene nur unvollkommen verstehen, entfalten und erleben. Das Interesse an dem, was in einem bestimmten Moment außerhalb des eigenen Heimatverständnisses bleibt, ist von grundlegender Bedeutung, denn die Phänomene des Auf- und Mitteilens, im janusköpfigen Sinn des alten Wortes „partagieren“, sagen stets etwas Wesentliches über die innere Ordnung einer territorialen Konstruktion aus, über ihre Fähigkeit, sich zu erneuern und tragfähig zu bleiben. Um Rumänien besser zu verstehen, sollte man die übergeordneten nationalen Schemata zugunsten eines binnennationalen Fokus aufgeben, die Beziehungsgeschichte aufdecken, die produktiven, aber auch konfliktbeladenen Kontaktzonen ausloten.

Die Formenvielfalt der Erinnerung in der Literatur und Kunst, die Selektionsmechanismen sensibler Vergangenheitsbilder, Diskurse und sichtbare Praktiken der Erinnerungspflege, die Analyse kollektiver Wahrnehmung und Zukunftsprojektionen auf der Ebene des subjektiven Erlebens, regionale und transnationale Identitätsangebote und Identitätsverschiebungen, kulturelle Modelle des Miteinanders und Nebeneinanders, sowie Toleranzkonzepte auf engstem Raum gehören zu den Ausgangspunkten dieser Sektion.

Anmeldungen sind samt des Vortragstitels sowie einer kurzen (höchstens 15-zeiligen) Zusammenfassung des Vortrags bis zum 20. April 2018 per E-Mail verbindlich an die folgenden zwei Adressen zuzuschicken:

  1. dem Organisationskomitee auf einer der angegebenen Möglichkeiten:
  2. den SektionsleiterInnen (siehe die angegebenen Kontaktadressen)